Möbelstile im Wandel der Zeit

Seit die Menschen in grauer Vorzeit ihr Nomadenleben aufgaben und sesshaft wurden, sind Möbelstücke ihre unverzichtbaren Begleiter. Dabei hat jede Epoche ihren ganz eigenen Stil, der eng mit der kulturellen Entwicklung in Beziehung steht. Zeitgeist, Architektur und Kunst sind seit jeher Einflüsse, die den Stil einer Zeit maßgeblich prägen.

Die Frühzeit: Romantik und Gotik

Die Romantik (800 – 1200)

Der erste germanische Stil ist von byzantinischen und römischen Einflüssen geprägt. Auch das religiöse Denken spielt eine große Rolle. Die Möbel sind schwer und sehr massiv. Da Holzverbindungen weitgehend unbekannt sind, werden die roh behauenen Bretter durch genagelte Eisenbänder zusammengehalten. Erst in der Spätromantik kommen Zapfenverbindungen auf. Aus dieser frühen Stilepoche sind nur sehr wenige Möbelstücke erhalten geblieben.

Die Gotik (1200 – 1500)

Seit dem Jahr 1100 ist der Tischler ein offizieller Handwerkerberuf, um 1300 wird die Sägemühle erfunden. Beides bringt den Möbelbau enorm voran. Durch die Entwicklung von bis heute verwendeten Holzverbindungen wie Zinken, Graten, Nuten und Schlitzen ergeben sich vielfältige Möglichkeiten. Charakteristisch für die Gotik sind eine starke Betonung der Senkrechten, Spitzbögen, Maßwerke und geschnitzte Ornamente.

Die neuzeitlichen Möbelstile

Die Renaissance (1400 – 1650)

Diese Stilform geht von Italien aus und ist stark durch die antike Kunst und Philosophie Griechenlands beeinflusst. Die Möbel aus dieser Epoche sind durch eine harmonische Gliederung der einzelnen Möbelteile geprägt. Es werden einfache geometrische Grundformen verwendet. Außerdem finden sich geschnitzte Ornamente wie Masken, Muscheln, Löwenköpfe und vor allem Säulen. Verwendet werden neben Eiche und Buche auch Ahorn und Nussbaum sowie Hölzer aus Übersee. Wichtige Hersteller der Epoche waren Peter Flötner und Hans Vredemann de Vries sowie Cornelis Floris.

Der Barock (1600 – 1730)

Der Stilwandel zum Barock ist in erster Linie durch die Machtentfaltung von Kirche und Adel und deren Drang nach größerer Pracht beeinflusst. Die wuchtige Form der Möbel wird von der Renaissance übernommen, die Ornamentik jedoch stark verändert. Neben weit ausladenden, geschweiften Gesimsen kommen korkenzieherartig gedrehte Säulen in Mode. Stühle und Tische erhalten geschweifte Füße. Die Möbel sind auf Hochglanz poliert, bemalt oder mit farbigen Einlegearbeiten geschmückt. Typische Hölzer sind Nussbaum, Ebenholz und Eiche. Wegweisende Möbeltischler der Zeit waren Ulrich Baumgartner und Jean Bérain.

Rokoko (1730-1770)

Das absolute Leitmotiv der Epoche ist die Rocaille. Dieses Ornament entsteht aus italienischem Muschelwerk aus dem Barock und wird gerne mit Rosenranken kombiniert. Die Möbel haben gewölbte Flächen und eine leichte, sehr schwungvolle Form, die fast spielerisch wirkt. Außerdem kommt eine für diese Zeit typische Asymmetrie auf. Die Möbelbeschläge sind wertvoll und reich verziert, sodass sie oftmals überladen wirken. Beliebte Holzarten sind Mahagoni, Palisander und Rosenholz.

Klassizismus (1770-1830)

Die Gegenbewegung zu Rokoko und Barock strebt klare, gradlinige Gliederungen mit sehr kantigen Grundformen an. Dabei bleibt ein auffälliges Dekor mit reichhaltigen Verzierungen für den Stil bestimmend. Die natürliche Maserung des Holzes wird als Schmuck gesehen und entsprechend aufpoliert. Dafür werden häufig Edelhölzer wie Mahagoni verwendet. Die hochwertigen Beschläge sind aus Messing, Bronze oder Silber. Der Empire-Stil verziert die Möbel mit ägyptischen oder antiken römischen Elementen und vereinfacht nochmals die Formgebung. Wegweisend für den Neoklassizismus ist der Engländer Robert Adam.

Biedermeier (1815-1850)

In der Biedermeier-Zeit findet das allererste Mal eine bürgerliche Prägung des vorherrschenden Möbelstiles statt. Möglich macht dies die Einführung der Gewerbefreiheit. Wunderbare Beispiele für Biedermeier-Möbel finden sich hier.
Die Biedermeiermöbel spiegeln den Wunsch nach Ruhe und Geborgenheit als Inbegriff der idealen Wohnkultur wider. Sie sind schlicht, elegant und verbreiten Behaglichkeit. Typisch für die Zeit sind Kleinmöbel wie Sekretäre, Kommoden und Nähtischchen. Ein wichtiges Hauptmerkmal ist neben der linearen Einfachheit das Furnier, durch das ein harmonisches, klar zu erfassendes Gesamtbild geschaffen wird. Prägend für die neue Wohnkultur sind der Wiener Möbelfabrikant Joseph Danhauser Senior sowie Michael Thonet.


Kommentare

Eine Antwort zu „Möbelstile im Wandel der Zeit“

  1. Vielen Dank für diese tolle Übersicht!

    Mein Geschmack liegt voll und ganz bei den Biedermeier-Möbeln. Ich habe mittlerweile einige tolle Stücke in den eigenen 4 Wänden. Jedoch kombiniert mit modernen Stücken. Toll zu diesem Stil passen auch antike Teppiche wie ich finde. So vereine ich 3 Stile in meinem Heim und bin sehr zufrieden.

    Viele Grüße

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